(Bonn, 5. Oktober 2017) Das Fipronil-Geschehen – die kriminelle Verunreinigung eines Desinfektionsmittels für Hühnerställe mit einem Insektizid – ist für private Endverbraucher praktisch nicht mehr zu spüren; die Eier verarbeitende Industrie wird jedoch noch bis in das Jahr 2018 hinein unter einem gravierenden Versorgungsengpass leiden.
Wenngleich in Deutschland nur wenige Legehennenbestände betroffen waren und die Eier-Regale in den Lebensmittelgeschäften längst wieder gefüllt sind, kämpfen die Ei-Verarbeiter – die Hersteller von Mayonnaise, Dressings, Eiersalat und anderen Ei enthaltenden Feinkosterzeugnissen – mit erheblichen Beschaffungsproblemen. Deutschland hatte 2016 nach Angaben des Zentralverbandes der Geflügelwirtschaft (ZDG) einen Selbstversorgungsgrad bei Schaleneiern von 67,3 %. Das bedeutet, dass ca. 10 Milliarden Eier (Schaleneiäquivalente) aus Nachbarländern importiert wurden, davon mit Abstand am meisten aus den Niederlanden. Die Niederlande, aber auch Polen, Belgien und Italien leiden noch stark unter den Nachwirkungen der Fipronil-Funde, weil nicht nur Legehennenbestände sondern auch Junghennenaufzuchtbetriebe Fipronil-positiv getestet wurden. In den betroffenen Betrieben wird erst die darauf folgende Legehennengeneration Fipronil-frei sein. Die Eiproduzenten rechnen deshalb erst in der zweiten Jahreshälfte 2018 mit einer Entspannung.
Die Hersteller kulinarischer Lebensmittel mit Ei-Zutaten setzen alles daran, gewerbliche Kunden wie private Endverbraucher zuverlässig mit einwandfreien Lebensmitteln zu versorgen. Die logistischen Herausforderungen und wirtschaftlichen Folgen dieser außergewöhnlichen Situation sind aber derzeit nicht sicher einzuschätzen. Wenn der ZDG davon spricht, dass „zwangsläufig Lieferengpässe in allen Angebotsformen“ auftreten und „Marktgegebenheiten nicht außer Kraft gesetzt werden können“, so legt dies die Vermutung nahe, dass Ei-Verarbeiter sich auch auf Preisveränderungen werden einstellen müssen.
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